Im letzten Monat haben wir über die aktuelle Bedrohnungslage des Wiwi-Cafés geschrieben und dazu aufgerufen, „den solidarischen Campus [zu] organisieren“ . Seit dem ist einiges erfreuliches passiert. Wir wollen an dieser Stelle einen kurzen Rückblick darüber geben, was die autonome Studierendenschaft in den letzten Monaten auf die Beine gestellt hat. Mindestens zwei Ereignisse stechen da wohl hervor.
Zum einen die Abschlussfeierei am 17./18 Juli und zum anderen das Vernetzungstreffen der Cafés und einiger Initiativen im Wiwi-Café. Fangen wir einfach von hinten an.
Wenige Tage vor dem 29. Juli gab es Mails auf den diversen Verteilern, dass das Wiwi-Café einlud, um über die aktuelle Bedrohnungslage (Räumung) zu sprechen und einen Raum zu schaffen, damit andere Cafés ihre jeweiligen Probleme und Lösungen mit der Universität anderen engagierten Studierenden mitzuteilen. Es wurde kurzfristig mobilisiert, nachdem sich die Studis aus dem Wiwi-Café mit den diversen Anlaufstellen, die die Universität anbot getroffen hatten und das Bedrohnungsszenario eher größer, als kleiner wurde. Und trotz des kurzen Mobilisierungszeitraums kamen sehr viele Vertreter*innen und saßen im großen Kreis und tauschten sich aus, organisierten neue Strukturen, zur besseren Vernetzung für akute Fälle (siehe in der Vergangenheit das Café Shila und in der Zukunft vielleicht das Wiwi-Café) und für einen längerfristigen Austausch untereinander. Finden wir sehr gut.
Lage im Wiwi-Café
Der Reihe nach erfuhren die Interessierten, wie die Räumlichkeiten des Cafés schon seit Anfang des Jahres Bestandteil von Diskussionen und Verhandlungen verschiedener Abteilungen der Universität war, ohne dass die Betreiber*innen des Cafés selbst oder die Fakultät VII (Wirtschaft und Management) darüber informiert worden wären. Spaßfakt: der Fak. VII sind die Räume formal zugeordnet, dass nicht mal die Angestellten der Universität informiert wurden, lässt tief blicken. Verwunderlich ist dass dann aber doch nicht, denn es geht ja schließlich auch um den Abbau von studentisch selbstverwalteten Räumen. Dass die Initiativen aus dem Keller des Erweiterungsbaus (EB) auch nicht in Kenntnis gesetzt wurden, dass sie bald umziehen müssten ist dann nur die logische Konsequenz aus der Nicht-Informationspolitik seitens der Verantwortlichen. Es wurden also Fakten geschaffen, damit sowas wie Zusammenarbeit zwischen den Cafés, den engagierten und solidarischen Studierenden der TU Berlin und anderer Universitäten unterbunden werden sollte. Glücklicherweise wurde das verhindert und so macht es jetzt die Runde, wie mit dem Wiwi-Café umgegangen werden sollte (oder noch soll, was verhindert werden muss).
Räumung vom Tisch?
Allerdings gab es einen Tagesordnungspunkt der dann doch verwunderte. Ein Mitglied des Fachschaftsteams, einer studentischen Liste im Studierendenparlament, sprach an, dass in privaten Gesprächen darüber gemunkelt würde, dass die Räumung vom Tisch sei. Das wäre natürlich schön, aber so blauäugig das uneingeschränkt zu glauben, waren dann die meisten im Raum jedoch nicht. Zwar hörte sich das nett an, aber wer weiß schon, was zwischen Tür und Angel gesprochen wird, wenn am nächsten Tag niemand zb. auf ein Papierstück verweisen kann, dass die Räumung auch wirklich vom Tisch ist. Und so bleibt also ein abstraktes bedrohliches Szenario übrig. Bisher laufen die Mühlen der Bürokratie weiter und die Betreiber*innen des Wiwi-Cafés laufen sich die Füße wund, weiterhin die Räumung zu verhindern.
Was bleibt?
Das Wiwi-Café natürlich. Wir hoffen auch, dass sich Kanzlerin Prof. Dr. Ulrike Gutheil und Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen der Sache vielleicht nochmal annehmen und den Abteilungen entsprechende Anweisungen geben, damit das Wiwi-Café an Ort und Stelle bleiben kann. SAP und deren 80 Angestellten (so wurde es in der Sitzung des Fakultätsrats der Fakultät VII berichtet, wir berichteten) passen da sowieso nicht hin, also was sollen diese Angaben überhaupt? Ansonsten, ja ansonsten sitzt der solidarische Campus ein bisschen fester im Sattel und es ist damit zu rechnen, dass sich das Wiwi-Café und alle befreundeten Kollektive, studentischen Initiativen und Cafés solidarisch und kreativ zeigen werden, sollte es soweit kommen, dass die Universität die Räumung veranlasst. Was wir von der Information halten sollen, dass es eine eigene Firma gibt, die Räumungen an der TU Berlin durchführt, wissen wir noch nicht, da diese Aussage noch nicht verifiziert werden konnte. Sollte es stimmen wäre das ein Armutszeugnis für die TU Berlin.
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Semesterabschlussfeierei Sommersemester 2015
Und natürlich wollen wir auch gleich noch liefern, wenn es darum geht, zu zeigen, wieso dieser Campus toll ist und was eine studentische Selbstorganisation alles auf die Beine stellt und auch weiterhin auf die Beine stellen möchte, wenn die Universität die Steine endlich aus dem Weg und in Zukunft keine mehr in den Weg räumen würde.
Denn nach ungefähr einem Jahr konnte das Café Shila wieder in die alten Räumlichkeiten zurückziehen, nachdem dort Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren. Und wie, neben einer wunderschönen Beleuchtung, gab es Livemusik, Getränke und viele neugierige Studis, die sich diese Wiederöffnung nicht entgehen lassen wollten. Es ging also bunt zu.
(Bild via twitter: @astatu)
Nur wenige Meter entfernt waren aber auch schon die lässigen Elektrobeats aus dem Café A zu hören. Hier wurden alle Anwesenden mit einer schönen Nebelmaschineninstallation und bunten Lichtern in den Bäumen begrüßt. Schöne Stimmung, viele Leute. Nächstes Mal den Getränkevorrat noch ein bisschen aufstocken Spaß beiseite (also eher Spaß her), auch das Café A hatte die Türen groß geöffnet und zauberte auf mindestens zwei Floors den Studis einen schönen Abend (ehrenamtlich und selbstorganisiert, wollten wir nur nochmal erwähnen). Nicht weit davon entfernt konnte man gleich weiterfeiern. Denn auch das Atomic Café hatte die Chance genutzt und ihren Outdoor-Bereich schick hergerichtet und eingeladen. Entspannte elektronische Musik begleitete auch hier die Studierenden durch die Nacht. Wiederum nur einige Meter entfernt hatte auch das Café Planwirtschaft die ollen Klamotten wieder ausgepackt. Hier liefen die besten Hits des vergangenen Jahrtausends, Jahrhunderts, was auch immer – ever greens! Und auch der neue Outdoor-Bereich der Plawi (liebevoll für Café Planwirtschaft) kann sich wirklich sehen lassen. Damit ist die Reise über den Campus aber noch nicht abgeschlossen. Im Z-Gebäude wurde die nächste Partylocation angesteuert. Auch hier gab es neben gekühlten Getränken auch Livemusik. Insgesamt aber nicht so elektronisch, sondern eher so stoner rock. Sehr chillig natürlich.
Unser Resümee? Der Campus ist schon cool so wie er ist. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Einschnitte, finanziell als auch räumlich. Damit die unsichtbare, fleißige, selbstorganisierte und ehrenamtliche Arbeit, die kontinuierlich von der autonomen Studierendenschaft geleistet wird, weiterhin bestehen kann, ist es schön und notwendig, dass wir (gemeint: alle coolen, linken, studentischen Freiräume) uns vernetzen. Und gemeinsam diesem zum Teil grauen Universitätsalltag etwas anderes entgegensetzen, als Bologna-Burnout, Bildungsfabrik und Vorbereitung für den späteren Arbeitsmarkt.
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